Privatsphäre war gestern – heute wird stattdessen das halbe Leben ins Internet gestellt, damit Freunde, Verwandte, aber teilweise auch Fremde das eigene Leben begutachten, sich eine Meinung bilden, kommentieren, oder einfach nur beobachten können. Wem das „halbe Leben“ schon zu viel ist, der sollte sich nun den Fall von Christian Heller anschauen. Der Berliner Blogger stellt während eines neuen Experiments sein gesamtes (!) Leben ins Internet.
Heller dokumentiert die genauen Uhrzeiten und Tätigkeiten seines gesamten Tagesablaufs. Vom Schlafen bis zum Frühstück über das Sexleben, Krankheitsverlauf und die eigenen Finanzinformationen ist alles mit dabei. Der Blogger präsentiert nicht nur seine gesamten Privatdaten- und Informationen, sondern gibt auch einen Einblick über sein Berufsleben. Wo ist er wann und mit wem hat er gesprochen. Welche Artikel hat er sich wann durchgelesen und wie oft musste er zwischendurch auf Toilette gehen.
Wer mittlerweile kopfschüttelnd vor diesem Text sitzt, der fragt sich bestimmt, warum in Herrgotts Namen jemand so etwas tut? Privatsphäre ist heutzutage mehr denn je ein wichtiges Thema und was macht Heller? Er lebt freiwillig ganz ohne Privatsphäre.
Meine Philosophie ist, dass Daten umso nützlicher sind, je öffentlicher sie sind.
Heller stellt sich die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, sich für Privatsphäre im Internet einzusetzen, oder stattdessen lieber mit dem Ausbleiben der Privatsphäre zu leben. Schließlich sind wir es selbst, die sich Profile in sozialen Netzwerken erstellen und dort mit jeder Menge Enthusiasmus unser Privatleben ausbreiten. Passend dazu hat Heller, der auch Fachartikel für die „digitale Menschenbild“ schreibt, ein Buch veröffentlicht. Dieses trägt den Namen „Prima leben ohne Privatsphäre“ und dürfte – zu Recht – für viel Gesprächsstoff sorgen.
Privatsphäre? Für Christian Heller ein Auslaufmodell. Wer selbst schauen möchte, wie der Blogger seinen Tag verbringt, der kann sich auf www.plomlompom.de in aller Ruhe umsehen.
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